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LebenWie arbeitet eigentlich ein Erlanger Kinderpsychiater?!

Gunther Moll - Chefarzt der Kinder- und Jugendpsychiatrie

Als Leiter der Kinder- und Jugendabteilung für Psychische Gesundheit hat Prof. Dr. Gunther Moll die Abteilung in den vergangenen Jahren um das Vierfache vergrößert. Die Nachfrage nach Behandlungsmöglichkeiten ist laut Moll deutlich angestiegen.

Prof. Dr. Moll erforscht seit 2002 die pränatalen und frühkindlichen Entwicklungsphasen.

Außerdem setzt er sich intensiv für die Kinderrechte, die in der UN-Kinderrechtskonvention festgeschrieben stehen, ein. Sein Ziel ist, „dass möglichst viele Kinder in psychischer Gesundheit aufwachsen dürfen“.

Prof. Dr. Gunther Moll

Menschen werden böse

“Menschen die Böse sind, sind keine bösen Menschen, sondern sind böse geworden.”

Prof. Dr. Gunther Moll sagt, dass es immer eine Geschichte gibt, die für die Lebensumstände eines Menschen verantwortlich ist.
Wenn Eltern gut oder böse mit ihrem Kind umgehen, dann hat das eine Geschichte.

Jedes Verhalten hat einen Ursprung, erklärt Moll. So fragt er in seinem Beruf immer nach dem „Warum?“. Als Kinder- und Jugendpsychiater gibt er sich nicht mit der Tatsache zufrieden, dass das Kind psychisch nicht gesund ist, sondern beleuchtet das, was dazu geführt hat.

Gunther Moll - Kinder- und Jugendpsychiatrie

Die ersten 6 Jahre sind die Wichtigsten

“Erziehen Sie Ihre Kinder so, wie Sie es wollen”.

Laut Gunther Moll gibt es kein richtig und kein falsch bei der Kindererziehung. Es ist wichtig, Zeit für seine Kinder zu haben, auch wenn dies in der heutigen Zeit für viele deutlich schwieriger geworden ist – auch aus finanziellen Gründen.

Die Schwangerschaft und die ersten 6 Jahre sei die wichtigste Zeit, so Moll. Gerade in der Schwangerschaft sollte die Frau so gut es geht unterstützt werden, gesund leben und Stress vermeiden.

„Kinder sollen lernen sich selbst zu organisieren.“

Zurückweisungen wie „jetzt nicht“, „später“ oder ganz typisch „warte erstmal bis du groß genug bist“ können sich negativ auf die Entwicklung der Kinder auswirken. Den einen richtigen Weg gibt es natürlich auch dabei nicht und es bleibt immer ein situationsbedingtes Abwägen.

So kann zum Beispiel auch die Trennung der Eltern für das Kind sowohl ein Segen als auch eine Katastrophe sein. Grundsätzlich ist es aber eher schlecht als gut, so Gunther Moll.

Gunther Moll am Kicker in Erlangen

Beziehungen stehen an erster Stelle

Das Verhältnis zwischen Kindern und Eltern ist das Eine. Die Beziehung zwischen Kindern und Kindern ist ein weiterer wichtiger Bestandteil für die Entwicklung.

Laut Prof. Dr. Moll ist es für Kinder besonders wichtig das Knüpfen eigenständiger Beziehungen zu erlernen.

In Zeiten von Notebook, Handy, Online-Streaming und Computerspielen sollten Eltern besonders aufmerksam sein. Gunther Moll lehnt Computerspiele nicht kategorisch ab. Jedoch „sollten Eltern unbedingt reagieren, wenn das Computerspiel wichtiger wird, als das Hockey- oder Fußballtraining“, erklärt Prof. Dr. Moll.

„Kinder sollten erst lesen und schreiben können, bevor sie sich mit digitalen Geräten beschäftigen“

Gunther Moll aus Erlangen

„Von Kindern kriege ich immer eine Antwort“

Wenn Herr Moll keine Antwort parat hat, fragt er ein Kind. Die Antworten von Kindern sindmega stark„, sagt Moll. Er habe noch fast nie ein Kind visitiert, von dem er keine Antwort bekommen hat.

Nach eigener Aussage behandelt er aber nicht nur Kinder, sondern Menschen zwischen 0 und 100 Jahren. Wenn ein Kind bei ihm in Behandlung ist werden Eltern und Großeltern immer mit betreut. So gibt es zum Beispiel Elterngespräche mit und ohne deren Kinder.

Er und seine Kollegen schlüpfen bei der Behandlung in die Rolle eines Detektivs. Um die „Geschichte hinter der Geschichte“ herauszufinden, die für ein Verhalten verantwortlich ist, sind die Eltern ebenso wichtig wie die Kinder.

Beispielsweise erzählt Gunther Moll von einem kleinen Mädchen, welches sich nachts immer eingenässt hat. Nach vielen Gesprächen mit dem Mädchen und den Eltern ist herausgekommen, dass die Angst des Mädchens vor dem Hofhund – die Familie lebte auf einem Bauernhof – die Ursache dafür war.
Um zur Toilette zu gelangen müsste das Mädchen über den Hof gehen. Dort war der nachts freilaufende Hund und vor dem hatte das Mädchen Angst.

Psychische Krankheiten bedingen körperliche Leiden

Prof. Dr. Moll erklärt, dass die Zahl der psychischen Erkrankungen kontinuierlich wächst und drei Viertel aller psychischen Erkrankungen bis zum 24 Lebensjahr ausgebildet werden. Die Hälfte sogar bis zum 14 Lebensjahr.

Wenn man hierbei die indirekten Krankheitskosten betrachtet, dann ist das ein milliardenschwerer Kostenfaktor, der durch Erwerbsausfälle, Krankschreibungen und Frühberentungen entsteht.

Daher spricht sich Prof. Dr. Moll deutlich dafür aus, dass die Kinderpsychiatrie zur Pflichtvorlesung im Medizinstudium wird und setzt sich vehement für die Kinderrechte der UN-Kinderrechtskonvention ein.

Prof. Dr. Gunther Moll Chefarzt Uni-Klinik