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Leben7 Fragen, die eine Niederbayerin an Erlangen hat

Nachdem Franken bekanntermaßen NICHT zu Bayern gehört, kann man schon mal einen Kulturschock erleiden, wenn man als Niederbayerin nach Erlangen kommt. Es gibt einige Dinge, an die man sich sehr schnell gewöhnt – die riesige Auswahl an Krapfen zur Faschingszeit zum Beispiel – und anderen Dinge wird man nie verstehen.

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Warum ist eure Senf-Diversität so eingeschränkt?

Eine gute Leberkässemmel hilft gegen alles: Hunger, Gefühlschaos, Schlafprobleme, Rheuma. Ein herzhaftes zartrosa Wölkchen mit knuspriger Kruste auf einer fluffigen Semmel, das man durch seine Wahl der Soße ganz individuell an die eigenen Bedürfnisse anpassen kann – so war ich das zumindest von zuhause gewöhnt. Gelber Senf, süßer Senf, scharfer Senf, kein Senf – es bleiben keine Wünsche offen. Doch was ist das? Es ist ja schon schlimm genug, dass es hier scheinbar normal ist, dass man Ketchup zu seinem Leberkäs isst. Aber die einzige Alternative zu dem süßlich-roten Unheil ist mittelscharfer Senf – und das geht ja nun wirklich nicht. Da isst der Niederbayer seine Leberkässemmel lieber trotzig ganz ohne irgendetwas.

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Warum haben eure Backwaren so komplizierte Namen?

Die folgende Szene hat sich vor einigen Jahren tatsächlich so in einer Bäckerei im Erlanger Umland abgespielt. Ich betrete als wohladaptierte niederbayrische Immigrantin die Bäckerei: „Hallo, i hätt gern a Brezensemmel bitte.“ Die Bäckereifachverkäuferin wirkt verwirrt: „eine was?“ – „A Brezensemmel.“ Vielleicht war ja meine dialektgeprägte Aussprache schwer verständlich? Doch nun wirkt die Dame noch verwirrter. Zögernd hält sie eine Breze hoch. „Nein, a BrezenSEMMEL hätt i gern.“ Sie lässt die Breze wieder sinken und denkt nach. Dann greift sie zu einem Weizenbrötchen, das ich zuvor noch nie irgendwo gesehen habe. Meine eigene Verwirrung steigt, doch da entdecke ich das Objekt meiner Begierde im Hintergrund und zeige aufgeregt darauf. Augenrollend packt die Verkäuferin eins davon in eine Tüte: „Ach, ein Laugenbrötchen meinen Sie.“ Wie man von einer Brezensemmel – einer Semmel, die aussieht wie eine Breze, aber eben als Semmel – auf das Wort „Laugenbrötchen“ kommt, ist mir bis heute ein Rätsel.

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Wer von euch hat beschlossen, Karpfen zu essen wäre eine gute Idee?

Ich sitze in einer fränkischen Gaststätte und starre fassungslos auf die Teller der Gäste am Nebentisch. Was mir von dort entgegenglotzt, wird mich noch viele Jahre in meinen Albträumen verfolgen. Die bedauernswerte Kreatur sieht aus wie ein bedauernswertes Schnitzel, das bei einem schrecklichen Brand um’s Leben kam. Ich beobachte die Essenden, die mit der grätendurchzogenen Monstrosität kämpfen, die sie aus frittierten Augen stumpf anglotzt und versuche zu verstehen, wer genau damals auf die Idee kam, dass Karpfen zum Verzehr geeignet seien.

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Warum hat sich Fasching bei euch nicht durchgesetzt?

Gut gelaunte Kinder und leicht bis mittelschwer angetrunkene Erwachsene in Feierlaune vereint – ein farbenfrohes Fest der Generationen. So läuft Fasching bei uns in Niederbayern ab. An die Faschingsriten hier in Erlangen musste ich mich erst einmal gewöhnen: man bestreitet schlecht gelaunt seinen normalen Alltag, nur dass man eben zwischendurch mal einen Punschkrapfen isst – scheinbar hat Fasching hier nie wirklich Anklang gefunden. Dabei ist Fasching doch eigentlich wie die Bergkirchweih, nur ohne Berg und viel alberner.

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Warum bringt euch ein bisschen Tracht so auf die Palme?

Prinzipiell ist die Bergzeit eine Zeit der guten Laune – so lange man euch nicht auf die Dirndl-Frage anspricht. „Nicht fränkisch“, „alberne Verkleidung“, und „peinlicher Touristen-Scheiß“ waren noch die nettesten Dinge, die ich über die bayrische Tracht am Berg hören musste. Jetzt habe ich natürlich vollstes Verständnis dafür, dass ihr Franken der bayrischen Kultur nicht gerade wohlgesonnen seid. Aber es lässt sich nur schwer abstreiten, dass die Tracht für ein Fest wie den Berg die perfekte Bekleidung darstellt: luftig, unkaputtbar und trotzdem (semi-)fesch. Wieso sollte man jemals irgendetwas anderes tragen wollen?

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Was sagen die Erlanger Allgemeinärzte zu eurem Blutdruck?

Ein explosives Temperament und eine Redegeschwindigkeit, die jeden Kampfjet vor Neid erblassen lässt: so habe ich euch Franken kennen gelernt. Die bayrische Lebenseinstellung des „ja mei“ scheint euch gänzlich abzugehen und so mache ich mir regelmäßig Sorgen um das Wohlergehen meiner fränkischen Mitmenschen. Ein so hoher Blutdruck kann auf Dauer nicht gesund sein.

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Wie überleben hier Fitnessstudios?

Durch den oben erwähnten hohen Blutdruck, das schnelle Reden und das viele Fahrrad fahren sollte euer kardiovaskulares System doch eigentlich gänzlich ausgelastet sein. Der Erlanger Lifestyle hält mich als Immigrantin ganz schön auf Trab und doch scheint es hier Leute zu geben, die trotzdem noch ins Fitnessstudio gehen – für mich völlig unverständlich und so frage ich mich regelmäßig, wie die vielen Fitnessstudios hier in Erlangen überhaupt überleben können.