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StadtWie Uni1 Studenten und Unternehmen für Projekte zusammenbringt – ein Interview mit Matthias Lugert

Willst du einfach mal einfach mal etwas über Uni1 erzählen? Was kann man sich darunter vorstellen?

Uni1 ist eine Plattform, die zwischen Professorinnen und Professoren auf der einen Seite und Unternehmen auf der anderen Seite vermittelt. Also eine Art digitaler Marktplatz, der sich auf eine ganz spezielle Form der Zusammenarbeit von Unternehmen und Hochschulen konzentriert – und zwar Projektkurse.
Projektkurse sind Kurse an Hochschulen, in denen Unternehmen als Projektpartner und Anforderungsgeber eingebunden werden. Um Beispiele zu nennen: Wir haben ein Projekt „Softwareentwicklung“ von Professor Riehle. Darin lernen die Studierenden wie agile Softwareentwicklung funktioniert. Das heißt in diesem Fall: Während die Studierenden den agilen Prozess lernen, entwickeln Sie nach Vorgabe des Unternehmens beispielsweise einen Prototyp oder experimentieren mit neuer Technologie. Somit ist das Ergebnis nicht für die Schublade sondern hat sogar einen gewissen Nutzen.

Oder ein anderes Beispiel wäre ein Marktforschungsseminar. Die Studierenden lernen Methoden der Marktforschung und, anstatt, dass sie dann einfach so tun als ob, ist ein echter Unternehmenspartner dabei, der dann sagt: „Ja, wir könnten eine Marktanalyse in diesem und jenem Bereich brauchen“. Dieser Partner gibt dann also den Anwendungsfall vor. Die Studis im Team erhalten damit Einblick in die Praxis und oft zusätzliche Betreuung. Wenn die Aufgabenstellung beispielsweise spezifische Fragen mit sich bringt, dann gibt es dafür einen Ansprechpartner auf Unternehmensseite.

Das Ganze passiert aus zwei Motivationen heraus: einmal das unmittelbare Ergebnis, welches oft spannend ist. Sei es ein Prototyp, um wieder bei dem Beispiel zu bleiben, oder eben ein Stück Marktforschung, ein Marketing-Konzept oder eine Optimierungs-Empfehlung. Das kann alles Mögliche sein, je nachdem in welcher Domäne der Projektkurs angesiedelt ist.

Das andere ist aber auch, dass es gerade für kleinere und mittlere Unternehmen, für KMU’s, besonders schwer ist, an Studis zu kommen. Wenn die aus der Uni raus kommen, dann ist, zumindest bei Talenten, eigentlich oft schon klar, wo die anfangen. Gerade wenn man begrenzte Ressourcen hat, dann ist es wichtig frühzeitig in Kontakt zu treten und die Guten kennen zu lernen. Ein semesterlanges Projekt mit Studis ermöglicht dann sowohl fachlich als auch auf persönlicher Ebene ein Kennenlernen. Hinterher weiß ich als Unternehmen ziemlich gut, welcher von den Studis zu meinem Unternehmen passt.

Ja, stimmt. Dann kannst du ja gleich welche mit übernehmen.

Wenn die das auch wollen, klar. Ein Gewinn für beide Seiten. Du weißt als Unternehmen auf wen du dich fokussieren möchtest, weil er oder sie wirklich gut zu dir passt.
Und, letzter Punkt noch, Studis sind ziemlich innovationsfähig, weil sie oft noch nicht viel im Betrieb gearbeitet haben. Gerade Fragestellungen oder Themen, die einen gewissen Innovationsbedarf, oder einen Blick von außen benötigen, sind super für Projektkurse geeignet. Somit kann man als Unternehmen, mit der entsprechende Bandbreite an Lehrprojekten auf Uni1, eine richtige Innovations-Pipeline machen. Dann fang ich an mit Analyse und Ideengenerierung im ersten Projekt und gehe dann weiter zur Marktforschung in einem weiteren Projekt. Dort gucke ich, ob die Ideen, die generiert wurden auch einen Markt haben. Dann wiederum kann ich mit einem Prototypen die Machbarkeit prüfen. Und schließlich, wenn das auch erfolgversprechend aussieht, kommt Marketing wieder für eine Markteintrittsstrategie ins Spiel. So oder so ähnlich kann das aussehen. Da ist viel möglich durch die Leichtgewichtigkeit der Projekte und den frischen Blick der Studis.

Wie seid ihr auf die Idee gekommen?

Der Ursprung liegt in der Lehre von Professor Riehle. Er hat selbst schon seit Jahren solche Projektkurse in seiner Lehre, z.B. Softwareentwicklung oder Softwarearchitektur. Und er hat darin über Jahre hinweg Fallstricke gefunden und gelöst. Und er hat Wege gefunden, wie so etwas besonders gut funktioniert und wo besonders viel Aufwand anfällt: Das ist insbesondere die Partnersuche. Daraus entstand die Idee andere Professoren dabei zu unterstützen solche Projektkurse durchzuführen. Im Sinne eines Startups mit dem Anspruch, dass es skalierbar sein soll. Partnersuche und Unterstützung der Projektdurchführung werden also strukturiert und durch Software unterstützt, wenn möglich automatisiert.

Wie hat sich das Team dann gefunden?

Ich bin seit einigen Jahren schon gründungsinteressiert und bei der studentischen Initiative für Gründung und Innovation – bei START. Dorthin kam Professor Riehle und hat seine „Startupinformatik“ Initative vorgestellt. Daraus ergab sich ein Projekt, introdoyou, das ich 2015 mit Marktforschung und einer ersten Produktvision bis zum fertigen Business Plan verfolgt hatte. Dann ist leider der Entwickler abgesprungen. Im weiteren Verlauf habe ich weiter mit Professor Riehle zusammengearbeitet. Seit 2016 bin ich Entrepreneur-in-Residence Stipendiat an seiner Professur. Dort hat sich ergeben, dass ich aus dem Uni1 Konzept einen Start-Up-tauglichen Geschäftsplan gemacht habe. Das Konzept fand ich gleich sehr interessant.

Wie viele Kooperationen habt ihr schon?

Letztes Semester haben wir sozusagen das „Proof of Concept“ erbracht und einen Industriepartner (Sivantos – ein Hörgerätehersteller aus Erlangen) erfolgreich an eine Professorin der FAU vermittelt. Ein Team hochmotivierter Studis arbeitete mit der Firma zusammen und am Ende waren alle Beteiligten sehr glücklich! Kooperationen haben wir mittlerweile sowohl auf Hochschulseite als auch auf Unternehmensseite, Tendenz steigend. Gerade sind wir dabei noch mehr Professoren zu unterstützen und damit das Angebot für Unternehmen weiter auszubauen. Außerdem knüpfen wir hinter den Kulissen fleißig Partnerschaften um ein wertvolles Netzwerk aufzubauen. Heißt also: Nach dem „Proof of Concept“ sind wir daran zu wachsen und immer auf der Suche nach den richtigen Ansprechpartnern für künftige Zusammenarbeit.

Wie läuft dann so ein Kurs ab?

Zum Kursbeginn erhalten die Studierenden sozusagen ein Briefing vom Projektpartner, dem Unternehmen. Daraus ergibt sich der Anwendungsfall passend zum fachlichen Kontext des Projektkurses. Das Unternehmen betreut dann während dem Projekt bei spezifischen Rückfragen und steht mindestens am Ende noch für den Projektabschluss zur Verfügung. Die Professoren und deren Mitarbeiter organisieren das Projekt und betreuen die Studierenden fachlich-methodisch. Man darf dabei nicht vergessen: Das Wichtigste ist die Lehre, also das Studium der Studis. Man bringt Unternehmen ein, um eine Bereicherung und Praxisnähe zu schaffen. So gewinnen am Ende alle.

Also die Studenten kriegen da dann auch eine Note drauf?

Genau. Das ist ganz normal. Du kannst dir vorstellen, du hast einfach eine Veranstaltung in deinem Studium und anstatt dass du einen Übungsfall bearbeitest oder irgendeine Case-Study oder ein Beispielthema, hast du dann ein echtes Unternehmen an der Seite, das ein echtes Bedürfnis miteinbringt. So hast du dann einen echten Ansprechpartner und arbeitest realistisch.

Ja das macht Sinn. Es wäre interessant so einen Case mal in Erlangen zu begleiten.

Also im aktuellen Alexander, dem Uni-Magazin, ist ein Artikel über AMOS drin, das ist das Softwareentwicklungs Projekt von Prof. Riehle. Darin ist ein Projekt-Team vorgestellt, das eine Bluetooth-Handysteuerung für einen Miniroboter entwickelt hat. Das Projekt hat den Studierenden riesig Spaß gemacht. Das Partnerunternehmen, die develop group, hat das super betreut und konnte sich so sehr gut als Arbeitgeber präsentieren.

Wie kamt ihr zum Namen Uni1?

Das ist aus der Feder von Professor Riehle und ich glaube die Anlehnung ging so ein bisschen an die Formel 1. Aber im Wesentlichen griffig, kurz und dem Kontext von Hochschulen entsprechend. Es geht ja nicht nur um die Unis, sondern allgemein um Hochschulen.

Und wie sehen die Pläne für die Zukunft aus?

Also am Anfang sind wir nur im Marktplatz, der sozusagen die Vermittlung angeht. Darüber hinaus haben wir Pläne für Tooling, also Werkzeuge, die dann bei der Projektabwicklung unterstützen. Heißt: Sowohl die studentischen Teams, als auch die Lehrstühle dabei zu unterstützen, dass sie weniger Aufwand haben und auch Risiken besser in den Griff bekommen können.

Weitere Informationen findest Du auf der Webseite von Uni1.

Vielen Dank an Matthias Lugert für das Interview.