Zwei Mal war Dhany Sahm im Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan. Zuerst 2010 auf 2011 als Soldat. Ein zweites Mal 2016 auf 2017 als Offizier. Die aktuellen Bilder aus Afghanistan in den Medien berühren ihn. „Ich bin gedanklich bei den Menschen”, erzählt der 39-jährige Hauptmann.
Ein Portrait über Hauptmann Dhany Sahm
In seiner grauen Uniform sitzt der knapp 1,70m große Mann mit den kurzen braun-grauen Haaren und dem vollen Bart in einem kleinen Büro in Bamberg. Stolz zeigt er uns die Abzeichen an seinem Jacket. Sie erzählen Dhany Sahms Geschichte bei der Bundeswehr. Jedes einzelne Abzeichen hat eine bestimmte Bedeutung – zwei hat er beispielsweise von der NATO als Anerkennung für seine Einsätze in Afghanistan erhalten.
Hinter Dhany Sahm steht ein großer Schrank an der Wand. Von außen sieht er aus wie ein klassischer Büroschrank voller Akten und Dokumente. Als Dhany Sahm die Türen öffnet, ist sein Inhalt ein anderer: Bis obenhin ist er voll mit Kleidung und Ausrüstung in den grün-grauen Tarnfarben. Dass dieser Mann einmal in Afghanistan für die Demokratie gekämpft hat, scheint dennoch weit entfernt.
Fotos schmücken die Wände des kleinen Raums und seinen Schreibtisch. Auf einigen ist ein kleiner lächelnder Junge zu sehen – Dhany Sahms Sohn. Heute ist er 8 Jahre alt. 2016 war Dhany Sahm zum zweiten Mal in Afghanistan und sein Sohn gerade einmal zwei Jahre alt.
„Ein kritisches Alter”, sagt der Soldat. Um die Bindung damals nicht zu verlieren, haben sie viel telefoniert, erzählt er. Tägliche (Video-)Telefonate sind heute zum Glück möglich. Früher war das anders.
Traumberuf Bundeswehr?
Seit rund 20 Jahren ist Dhany Sahm bei der Bundeswehr. Als Kind hatte er einige Traumberufe. Zur Bundeswehr gehen? Gehörte erstmal nicht dazu. Er wollte Lehrer, Psychologe oder Richter werden. Das Berufsfeld Werbung fand er auch immer spannend. Heute ist er glücklich über seinen Werdegang bei der Bundeswehr. „Ich konnte bei der Bundeswehr drei meiner Traumberufe ähnlich umsetzen, erfüllen und ausführen.”
Nach der Schule trat Dhany Sahm die Wehrpflicht an – seit 2011 ist diese ausgesetzt. Es hat ihm bei der Bundeswehr gut gefallen, sodass er geblieben ist. Er hat dort eine Ausbildung zum Fernsehkameramann gemacht – ein Beruf, den viele womöglich nicht mit der Bundeswehr verbinden.
Mit der Kamera im Kriegsgebiet
Damals, 2010, hat er sich für den Außeneinsatz in Afghanistan freiwillig gemeldet. Er war Soldat und hat als Kameramann Filme produziert. Filme, die die Afghanen über den Einsatz der Deutschen aufklären sollten und ihnen die Vorteile der Demokratie zeigen sollten.
In seinem zweiten Einsatz war Dhany Sahm Offizier und Medienberater vor Ort. Er hat mit den Menschen in Afghanistan gesprochen, sich viel ausgetauscht. Heute steht er mit keinem mehr in direktem Kontakt. Gedanklich ist er aber bei ihnen.
Besonders in seinem zweiten Einsatz hat Dhany Sahm gemerkt: Das Land ist moderner geworden. Die Zahl der Studierenden hat sich verzehnfacht, Frauen haben mehr Rechte bekommen. Er sah Frauen, „die sich durchsetzen, die gebildet sind und fließendes Englisch sprechen.” Die Vermutung, dass diese hart erkämpften Rechte durch die Taliban wahrscheinlich sehr schnell ad acta gelegt werden, macht ihn betroffen. Besonders hofft er, dass die Rechte der Kinder nicht allzu sehr verändert werden. „Themen, wie die Zwangsheirat, nehmen mich persönlich stark mit.”, sagt der Familienvater.
Damit hatte er lange zu kämpfen
Es gibt einige Situationen, die dem ehemaligen Soldaten besonders nah gegangen sind: Zum Beispiel zu sehen, dass die afghanische Bevölkerung andauernd unterversorgt ist – kein fließend Wasser, keine Nahrung. „Man merkt, die Afghanen haben es nicht leicht im Leben.”, erzählt er mit ernster Miene.
Heute hält Dhany Sahm als Jugendoffizier und Referent für Sicherheitspolitik Vorträge – zum Beispiel in Schulen und Universitäten. „Ich spreche dort über aktuelle Bedrohungen auf das Land und wie Deutschland damit umgeht.”, erklärt Dhany Sahm.
Gewachsen und gereift
An seiner Zeit in Afghanistan ist Dhany Sahm „gewachsen und gereift“. Er hat viel gelernt und am Ende jede Situation gemeistert. Heute ist Sahm stolz auf sich: „Ich konnte viele Dinge, vor denen ich Angst gehabt habe, zur Seite legen.“