Ich habe seit einigen Tagen kein richtig, funktionstüchtiges Smartphone – deshalb ist der PokémonGo-Hype bei mir noch nicht angekommen. Bei meinem Freund und Lebenspartner, der sich mit mir auch eine Wohnung teilt, hat sich die App allerdings schon runtergeladen: mit einigen interessanten Nebenwirkungen!
Man muss zum besseren Verständnis möglicherweise erwähnen, dass die Geschlechterteilung bei uns relativ traditionell ist: Ich kümmere mich meistens ums einkaufen, bin eine hoffnungslose Romantikerin („Schatz, wollen wir spazieren gehen?“), kurz zusammengefasst, ich bin die Frau im Haus. Und er? Er sitzt gerade an seiner Bachelorarbeit, demnach viel vor dem PC und hat als Informatiker grundsätzlich immer was an eben diesem zu tun. Wie das bei jungen Student(inn)en aber so ist, führt das schon gerne mal zu Spannungen im trauten Heim.
Seit letzter Woche jedoch, hat sich bei uns etwas geändert. „Schatz? Ich würde jetzt einkaufen gehen!“ ist ein Satz, den ich eigentlich eher selten zu hören bekomme. Mitte letzter Woche jedoch, klopfte es an der Tür, ein Kuss erwischte mich im Nacken, während ich gebeugt über meinem Praxisprojekt saß. „Soll ich irgendwas Bestimmtes mitbringen?“ – „Ääh, bitte was?“ waren die einzigen Worte die meine erstaunten Gefühle ausdrücken konnten. „Okay… na gut… also… Das Wasser ist leer.“ fiel mir spontan ein und ich sah enttäuschte Gesichtszüge über sein Gesicht huschen. „Das geht nicht…ich bin zu Fuß unterwegs.“ Die Nachfragen nach Fahrrad oder Auto hätte ich mir eigentlich ersparen können, schlussendlich wurde ich dann aufgeklärt. Es gab dann zwar kein Wasser und auch keine anderen Getränke für uns, aber mein Obst wurde mir dann doch mitgebracht („…und unterwegs hab ich ein Glumanda gefangen!“)
Am nächsten Tag bekam ich erneut die Vorzüge des PokémonGo-Hypes zu spüren. Ich bin gerne an der frischen Luft und verbringe gerne Zeit mit meinem Lebenspartner. Grundsätzlich ist er als Klettersportler auch gerne draußen, simple Spaziergänge sind ihm aber prinzipiell zu langweilig. Letzte Woche jedoch wurde ich mehrfach zu Spaziergängen aufgefordert und muss sagen, dass er trotz des laufen Spieles in seiner Hand seine Aufmerksamkeit größtenteils bei mir hatte und wir eine schöne Zeit verbrachten. Klar, es gibt romantischeres als Hand in Hand Pokéstops abzugrasen, aber wenn ich zwischendurch auch mal die Möglichkeit bekam ein Pokémon zu fangen („Yeeeah, ein Hornliu!“) war ich prompt zufriedengestellt.
Und auch ich kann etwas zur Verbesserung unserer Beziehung beitragen: Wenn ich meine Joggingrunde drehe, nehme ich nun sein Smartphone mit. Warum? Zum Eier ausbrüten natürlich! Während ich meine Kalorien verschwitze, helfe ich meinem Partner ein besserer Pokétrainer zu werden – und werde zuhause dann oft mit einem Lächeln belohnt.