Die Bewerbung der Stadt Erlangen für die Landesgartenschau 2024 (LGS) war erfolgreich. Jetzt stellen sich die Bürger gegen den Entscheid. Etwa 4.000 Unterschriften wurden gesammelt, um das Blümchen-Event ins Wanken zu bringen. Die Erlanger Bürger stehen damit nicht alleine da. Im vergangenen Jahr zwangen die Bürger von Traunstein ihre Stadt, aus der Landesgartenschau 2022 auszusteigen. Am 7. Mai wird in Erlangen abgestimmt. Damit ihr euch ein Bild machen könnt, fangen wir am besten von vorne an:
Was ist bitte eine Landesgartenschau?
Eine Landesgartenschau ist das perfekte Event für alle Blumen- und Naturfreunde. Wer aber denkt, es ginge hier nur ums Blümchen-Anschauen, der irrt. Besucher können sich hier über Trends im Garten- und Landschaftsbau informieren. Die Ausstellung findet zudem mit dem Ziel statt, die Lebensqualität und das ökologische Klima in den Städten zu verbessern. Sie geht immer einher mit städtebaulichen Maßnahmen.
Was genau ist denn für Erlangen geplant?
In Erlangen soll der graue Großparkplatz einer grünen Freifläche weichen. Parkplätze sollen stattdessen in Parkhäusern entstehen, die gleichzeitig den Verkehrslärm abhalten. Außerdem plant die Stadt eine Brücke, auf der Fußgänger über die Autobahn bis zur Regnitz spazieren können. Die dortige Wöhrmühlinsel soll das Hauptgelände der Gartenschau werden. Biergarten, Freilufttheater und Spielflächen werden also hierher verlagert.
Erholungsgebiet neben der A 73
Dass eine Landesgartenschau viele Vorteile mit sich bringt, liegt auf der Hand. Das beliebte Event erzielt eine ungeheure Werbewirkung und zieht Touristen in die Stadt. Die Stadt Erlangen geht von mehreren hunderttausend Besucherinnen und Besucher aus. Handel und Gastronomie können – zumindest kurzfristig – profitieren. Aber was, wenn die LGS 2024 ein Flop wird?! Sogar Fans der Landesgartenschauen sind skeptisch: Ein Erholungsgebiet direkt neben der Autobahn?! Dass das fragwürdig klingt, muss jedermann zugeben. Andere Städte gehen aber mit gutem Beispiel voran. Bamberg beispielsweise verwandelte 2012 ein ehemaliges Industriegelände in ein beliebtes Erholungsgebiet.
Money, money, money
Das liebe Geld spielt hinsichtlich der Landesgartenschau eine enorme Rolle. Gegner befürchten, dass andere Projekte wegen der LGS hinten anstehen und nicht verwirklicht werden können, während die Stadt – im wahrsten Sinne des Wortes – Blümchen pflanzt. Ein weiteres Argument der Gegenseite: Die A 73 liegt auf einem Damm. Das mache die Planungen sowohl für eine Brücke als auch für die Parkhäuser schwierig und teuer. Außerdem betreffen die städtebaulichen Maßnahmen auch ein Hochwassergebiet. Dadurch erhöhen sich die Kosten für die Instandhaltung. Was die Kritiker dabei vergessen: Eine Landesgartenschau ermöglicht der Stadt oft einen Zugang zu weiteren Fördertöpfen. Außerdem werden die bis zu 3,6 Millionen Euro, die das Land Bayern für die Gartenschau zahlt, nicht immer vollkommen aufgebraucht. Deggendorf und Bamberg gehen mit gutem Beispiel voran: Von den insgesamt 35 Millionen, die vor der Deggendorfer Landesgartenschau investiert wurden, musste die Stadt nicht einmal die Hälfte selbst zahlen. Von den 29 Millionen Euro, die Bamberg in die Umwandlung des Erba-Geländes steckte, war etwa die Hälfte Fördergeld. Zugegeben: Das sind Summen, die man als Normalsterblicher nicht wirklich fassen kann. 50 Prozent „Rabatt“ klingt aber irgendwie immer gut, oder?!
Infrastruktur
Kritische Stimmen sahen durch den Umbau des Großparkplatzes die Parksituation in Gefahr. Erlangen ist eine Stadt mit enorm vielen Pendlern. Schon an der Parkplatzstraße eine Möglichkeit zum Parken zu finden, ist nicht immer einfach. Das Argument dürfte jedoch entkräftet sein, seit die Stadt die geplanten Parkhäuser ins Spiel gebracht hat. Sie haben gleich zweierlei Funktion. Erstens fungieren sie als Lärmschutzriegel. Zweitens schaffen sie Parkplätze auf eine viel effizientere Weise als der weitläufige Großparkplatz. Der beherbergt bis jetzt etwa 940 Stellplätze. Das heutige Parkhaus umfasst etwa 900 Parkplätze. Das heißt: Das Parkhaus stellt fast so viele Parkplätze zur Verfügung wie die viermal größere Fläche des Parkplatzes. Einziger Nachteil: Kostenloses Parken mit Risikofaktor Politesse ist nicht mehr möglich. Weiteres Problem der LGS-Gegner: Wo fährt jetzt mein Bus? Der Busbahnhof muss höchstwahrscheinlich verlagert werden. Das bringe die gesamte Infrastruktur durcheinander. Die Stadt zieht zwei Standorte in Betracht: den heutigen Standort und den Parkplatz westlich der Arcaden. Was daraus wird, werden wir sehen. Man kann vermutlich zuversichtlich sein, dass die Stadt einen funktionierenden Busverkehr auf die Reihe bekommt.
Umweltschutz
Den Freunden der „wahren Natur“ ist die Landesgartenschau ein Dorn im Auge, da sie ein Landschaftsschutzgebiet beeinträchtige. Die Stadt argumentiert jedoch damit, dass nur etwa zwei Prozent der Gesamtfläche des Regnitzgrunds – wo das Biotop liegt, während der Landesgartenschau einbezogen werden würde.
Fazit
Eine finale Entscheidung steht noch aus und findet in Form eines Bürgerentscheids statt. So hat jeder von euch die Möglichkeit, sich aktiv zu beteiligen! Ausführliche Informationen zu den Plänen der Stadt Erlangen findet ihr hier.