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StadtInterview mit den Gründern des Erlanger homunculus verlages

Sie sind jung, sie sind kreativ und sie haben schon ihren eigenen Verlag. Die Rede ist von Laura, Sebastian, Philip und Joseph – den Gründern des homunculus verlages. Wir haben mit den vier Jungverlegern über ihre Geschichte, ihre Bücher und ihre Zukunft gesprochen:

Wer steckt hinter dem homunculus verlag? Stellt euch kurz vor!

Sebastian (26) – Lieblingsfarbe: Glitzer
Laura (27) – Sternzeichen: Steinbock
Philip (28) – Lieblingstier: Erdferkel
Joseph (27) – Lieblingsessen: Schnitzel mit Pommes

Wo habt ihr euch kennengelernt?

Philip:

Gleich in den ersten Tagen unseres Bachelorstudiums (Germanistik und Buchwissenschaft): Sebastian und ich gründeten, ohne uns vorher groß zu kennen, eine WG. Joseph sprachen wir an, als wir in der allerersten Vorlesung saßen. Laura kam wenige Wochen später dazu. Seitdem sind wir ein Herz und eine Seele – und seit 2015 eben ein Verlag.

Wie kam es zu der Idee einen eigenen Verlag zu gründen?

Laura:

Einige würden sagen Größenwahn, andere Masochismus – aber eigentlich kam die Idee vor allem durch die naive Liebe zum Buch und zur Literatur. Und durch den Reiz, etwas Eigenes zu schaffen.

Was zeichnet euren Verlag aus?

Sebastian:

Das sagen zumindest andere dazu: »Schon jetzt eine gute literarische Adresse in Franken« (IHK-Kulturstiftung 2016), »Schön gestaltete Bücher mit anspruchsvollen Inhalten« (youngspeech.de), »Klein, aber mit vielen Ideen« (Börsenblatt 42/2015).

Wie sieht euer Arbeitsumfeld aus?

Laura:

Bei Joseph und mir sehr chaotisch: Eingeschweißte Bücher, Ordner, mannshohe Blätterstapel inmitten des heimischen Wohnzimmers. Die anderen beiden besitzen den Luxus eines eigenen Arbeitszimmers in ihrer Wohnung … Insgesamt nennt sich das Ganze »home office«!

Was wird verlegt?

Sebastian:

Die Ideen können nicht ausgefallen genug sein: das beweist unsere Bayerische Biergartenordnung, die erste Tischdecke mit ISBN, das beweist unser Trumpfkartenspiel mit Monstern aus über 2000 Jahren Literaturgeschichte. Neben dem Sinn für Skurriles und Ausgefallenes teilen wir eine Vorliebe für eigenständige literarische Stimmen – ob von Newcomern, Etablierten oder Klassikern.

Wie viel Wert legt ihr auf die Ausstattung und Gestaltung eurer Bücher?

Sebastian:

Wenn wir in der Buchhandlung an einem Cover hängen bleiben oder ein schweres, samtweiches Buch aus Geschenkpapier auswickeln, sind es die beiden Faktoren Optik und Haptik, die unseren ersten Eindruck ausmachen. Klar, dass wir der Gestaltung besondere Aufmerksamkeit schenken. Ein guter Text verdient es, auch nach außen angemessen repräsentiert zu werden.

Neben klassischer und zeitgenössischer Literatur verlegt ihr die Literaturzeitschrift „Seitenstechen“. Was macht diese Zeitschrift besonders und wie kam es zum Entschluss neben Büchern auch eine Zeitschrift zu verlegen?

Philip:

Für die Literaturzeitschrift gab es viele Gründe. Ich erinnere mich aber vor allem an den Moment, als Joseph und ich, die späteren Herausgeber, rauchend auf einem Balkon standen und feststellten: Wir können und wir wollen. Literaturzeitschriften waren immer relevant für Autoren und Leser als Plattform, Ungewöhnliches auszuprobieren und Ungewöhnliches zu entdecken. Es kann nie genug davon geben.

Der Leitspruch eures Verlages ist „Literatur für alle Zeit!“. Welche Kriterien muss ein Werk erfüllen, um diesem Kredo gerecht zu werden, und um somit einen Platz in eurem Verlagsprogramm zu bekommen?

Philip:

Es muss herausstechen aus einem Einheitsbrei, muss stilistisch und inhaltlich auf eigenen Beinen stehen und nicht nur für einen akuten Zeitgeist interessant sein, sondern auch für zukünftige Lesergenerationen. Wir lesen heute Schiller, Poe und Klabund wie man sie vor 100 Jahren gelesen hat und in 100 Jahren lesen wird. Solche Texte suchen und verlegen wir.

Und nun noch ein Blick in die Zukunft! Was ist für die nahe Zukunft geplant und wo seht ihr euch in 5 Jahren?

Laura:

Wir suchen weiterhin nach zeitgenössischen Autoren mit starken Texten – bisher überwiegen noch ein wenig die Klassiker in unserem Programm, das soll »ausgewogener« werden. In fünf Jahren ernährt uns der Verlag hoffentlich nicht mehr nur in kreativer Hinsicht, sondern auch im ursprünglichen Sinne.

Mehr Informationen zum homunculus verlag bekommst Du auf der Webseite, auf Facebook und auf Twitter.