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Leben12 Fragen an alle Erlanger – gestellt von einer Freiburgerin

Liebe Erlanger, ich hätte da mal ein paar Fragen!

Vor knapp einem Jahr bin ich aus Freiburg im schönen Baden nach Erlangen gezogen – und habe mich in die Stadt verliebt. Ganz schlau geworden bin ich aus Erlangen aber noch nicht und hoffe auf Hilfe.

1. Fleischkäsweckla oder Leberkässemmel? Oder irgendwas dazwischen?

Nach meiner ersten Wohnungsbesichtigung in Erlangen wollte ich mir stilecht ein Brötchen mit der allseits beliebten Brühwurst bestellen. Die Dame beim Bäcker sah mich fragend an, verstand dann und beendete unser Gespräch mit der Frage „Sie sind aber auch nicht von hier, oder?“

2. Wieso verhungert ihr eigentlich nicht bei diesen Ladenöffnungszeiten?

Ich bin mit Supermärkten groß geworden, die bis 00.00 geöffnet haben. Mein Alltag hat bestimmt, wann ich einkaufen gehe. Jetzt ist es eben umgekehrt. Zugegeben, das war Luxus, aber das ein oder andere Mal stand ich im vergangenen Jahr doch um 20.15 Uhr hungernd vor geschlossenen Discountern. Da fängt man auf ein Mal an, sein Leben völlig neu zu strukturieren.

3. War der Berg früher wirklich besser?

Wie jeder gute Tourist war ich schon auf dem Oktoberfest und frage mich seit meinem ersten Bergbesuch letztes Jahr: Wieso geht da überhaupt noch jemand hin? Es ist voll, selbst Dienstag morgens, alle stinken und ständig prügelt sich jemand. Für mich war der Berg einfach klasse. Unter der Woche kann man sogar flanieren, die Atmosphäre war sehr angenehm und die Besucher freundlich. Trotzdem sagt jeder der Generation ü40, mit dem man ins Gespräch kommt „Früher war alles besser!“. Stimmt das denn?

4. Was hat euch Fürth eigentlich getan?

Bekanntlich ist Montag ja das Fürth unter den Wochentagen. Ich war bis jetzt ein Mal in Fürth, und zwar im Theater. Von den fiesen Charaktereigenschaften der Stadt habe ich da allerdings nichts gemerkt.

5. Wo sind die unfreundlichen Franken?

Für ihre forsche Art sind die Franken berüchtigt. Als ich zuhause erzählt habe, dass ich nach Erlangen ziehe, hat mich jeder davor gewarnt. Sie seien am Anfang ruppig, meinten es aber eigentlich nicht böse. Bis jetzt haben sich die fiesen Franken gut vor mir versteckt.

6. Arbeitet man bei Siemens auch am Wochenende?

Die ersten Wochen habe ich mich gefragt, was für Skilift-Pässe alle mit sich herumtragen. Nach einer langen Busfahrt, bei der ich meinem Gegenüber konzentriert in den Schritt schaute, war alles klar: nicht Skilift, sondern Siemens! Der Haken: besagte Busfahrt war samstags. Entweder, bei Siemens muss man auch am Wochenende ran oder der Siemensianer von Welt trägt den Mitarbeiterausweis auch gerne mal in der Freizeit.

7. Und wenn wir schon dabei sind: Ist jeder hier Student oder Siemensianer?

Was soll ich dazu noch sagen? Wer nicht studiert, arbeitet wohl bei Siemens. Und wer doch studiert, fängt danach bei Siemens an.

8. Wieso ist die Uni-Verwaltung so nett?

Vielleicht wurden alle fiesen Franken in der Uni-Verwaltung aus Frage 5 an andere Universitäten versetzt.

9. Warum ist man hier schon zugezogen, wenn man aus Herzi kommt?

Fast jeder, mit dem ich mich unterhalte, ist völlig entsetzt, dass jemand aus einem anderen Bundesland nach Erlangen ziehen könnte. Unterschätzt eure Stadt doch nicht so!

10. Wie überlebt man einen Erlanger Winter?

In Freiburg ist schon Winter, wenn die Anzeige im Auto die 0°-Marke knackt – das tut sie allerhöchstens zwischen Silvester und Fastnacht. Hier schneit es selbst über Ostern. Welche Tricks hat ein waschechter Erlanger für einen Winter, der sechs Monate dauert?

11. Wisst ihr, dass eure Bäcker einfach die beste Auswahl haben?

Zuhause habe ich der Bäcker-Vielfalt nie viel Beachtung geschenkt. Man ging eben zu dem, der gerade auf dem Weg lag. Im Vergleich zu meiner Heimat ist die Auswahl hier riesig und ich stammele regelmäßig vor lauter Entscheidungsdruck an der Theke. Die beste Errungenschaft für mich: Pfefferbrezen!

12. Und wenn ich gerade dabei bin: Was hat es mit diesen (Spezial-)Krapfen auf sich?

In meiner Heimat heißen sie Berliner, in Berlin Pfannkuchen, in Erlangen Krapfen. Ich kenne sie mit Puderzucker bestreut und mit Himbeermarmelade gefüllt – und zwar zu jeder Jahreszeit ohne Ausnahme. Wenig verwunderlich, dass ich erst mal herausfinden musste, was Hiffenmark eigentlich ist und dass „Die mit Kristall- oder Puderzucker?“ zur Glaubensfrage an der Bäckertheke wird. Um so schockierter war ich von der Bandbreite an Spezialkrapfen, die sich alle Bäcker hier zu Fastnacht einfallen lassen. Mein Favorit bis jetzt: Erdbeer-Quark-Krapfen!